Sitzung des Branchenbeirats am 4. Dezember 2025

Stillstand in Deutschland, Druck in der Branche: Wohin entwickeln sich Frauen in Führung?

Während Deutschland insgesamt seit Jahren kaum Fortschritte beim Anteil von Frauen in Führungspositionen macht, hat sich die Versicherungswirtschaft deutlich positiver entwickelt – dennoch nimmt das Tempo in einigen Bereichen spürbar ab. In der virtuellen Sitzung des AGV-Branchenbeirats am 4. Dezember 2025 „Women in Leadership & Culture“ wurde deutlich: Das Commitment der Unternehmen ist weiterhin hoch, doch es wird zunehmend schwieriger, Frauen für Führungsaufgaben zu gewinnen. Gleichzeitig rücken neue Themen wie Generation stärker in den Vordergrund.

Deutschland stagniert beim Thema Frauen in Führung. Der Anteil weiblicher Führungskräfte liegt gesamtwirtschaftlich seit einem Jahrzehnt nahezu unverändert bei rund 29 Prozent. Auch der aktuelle AllBright-Bericht zu den Vorständen börsennotierter Unternehmen zeigt keine positive Dynamik: Der Frauenanteil verharrt bei 19,7 Prozent, während der Anteil weiblicher Neuberufungen deutlich zurückging. Die Versicherungsbranche hat sich dagegen in den vergangenen zehn Jahren spürbar weiterentwickelt. Der Frauenanteil in den Vorständen der 60 größten Versicherungsunternehmen hat sich seit 2014 mehr als verdoppelt, und auch auf den Ebenen darunter zeigen sich stabile Zuwächse. Maßnahmen wie die AGV Top-Managerinnen-Konferenz, Insurwomen@networks oder die AGV Diversity Konferenz haben hierzu maßgeblich beigetragen und wirken weiterhin als wichtige Karriereimpulse.

Dennoch bleibt Parität in Führungspositionen ein fernes Ziel. Strukturelle Faktoren wie lange Elternzeiten, fehlende Betreuungsangebote und der ausgeprägte Gender Time Gap bremsen den Aufstieg von Frauen weiterhin aus. Besonders prägend für die Branche ist zudem die hohe Teilzeitquote: Sie ermöglicht Flexibilität und stärkt die Bindung von Talenten, führt aber gleichzeitig zu Engpässen in Nachfolge und Verfügbarkeit.

Trotz vieler positiver Entwicklungen berichten die Unternehmen davon, dass es schwerer wird, geeignete Kandidatinnen für Führungspositionen zu finden. Häufig fehlt es an Zutrauen in die eigene Führungskompetenz oder an Mut zum nächsten Schritt. Verstärkt wird diese Herausforderung durch die derzeit leiser werdende Diversity-Debatte, die das Risiko birgt, dass das Thema an strategischer Bedeutung verliert. Gleichzeitig werden Modelle wie Teilzeit in Führung oder Topsharing als hilfreiche Instrumente wahrgenommen, um den Einstieg in Führungsverantwortung zu erleichtern und neue Potenziale zu heben.