Das betriebliche Gesundheitsmanagement bei R+V: Systematisch. Integriert. Ganzheitlich
- UnternehmenR+V VersicherungsgruppeBeschäftigteVersicherungskonzern, ca. 14.500 Mitarbeiter in Deutschland, 13,5 Mrd. € gebuchte Bruttobeiträge (Stand: 2014)Webseite
Beginn und Dauer des Projekts
Beginn: Oktober 2008 und seit 2011 Übergang zum Linienbetrieb
Details zum Projekt
Engagierte, leistungsfähige Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital der R+V. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, immer längerer Lebensarbeitszeiten und steigender Anforderungen gehören die Förderung und Erhaltung von Gesundheit und Engagement am Arbeitsplatz heute zu den wichtigsten Themen im Unternehmen. Muskel-, Skelett- und psychische Erkrankungen führen in unserer Branche zu hohen Fehlzeiten. Andererseits belegen Studien, dass bis zu 26 % der Krankheitskosten durch gesundheitsfördernde Maßnahmen und Prävention eingespart (Querschnittsstudie IGA-Report 13) und ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von bis zu 1:10 erreicht werden kann (Metastudie BKK-Bundesverband). Um die Ressource Gesundheit optimal auszuschöpfen, geht R+V mit ihrem ganzheitlichen Konzept, das fest in der Personalstrategie, in der Unternehmenszielsetzung und -kultur verankert ist, einen Schritt weiter als andere Unternehmen. Gleichzeitig trägt sie der wachsenden Bedeutung von Gesundheit als Wert für die Belegschaft Rechnung und steigert damit nachhaltig ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
Innovationsleistungen und Ziele
Der Startschuss fiel 2008, als Hans-Christian Marschler, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor, ein von der Personalentwicklung geleitetes Projektteam aus Gesundheitsexperten zunächst damit betraute, bestehende Strukturen, Instrumente und gesundheitliche Einzelmaßnahmen in einer ersten Projektphase zu analysieren. In Zusammenarbeit mit einem externen Beratungsinstitut wurde mithilfe von Audits, Stakeholder-Interviews, Begehungen und Workshops der Stand der Gesundheitsaktivitäten ermittelt, um auf dieser Basis in der zweiten Phase ein bedarfsgerechtes, integriertes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) über alle Zielgruppen und Standorte hinweg zu schaffen. In der Praxis werden die im Konzept zugrunde gelegten BGM-Ansätze des Bielefelder Gesundheitswissenschaftlers Prof. Bernhard Badura in der dritten Phase konsequent umgesetzt: D.h., seit Übergang in den Linienbetrieb 2011 werden im Jahresprozess nur noch aktuell am tatsächlichen Bedarf orientierte und zielgruppenspezifische Maßnahmen durchgeführt. Im Zentrum des Handelns steht die Erhaltung und Stärkung der Gesundheit aller Mitarbeiter. Dabei steht R+V als Arbeitgeber in der Verantwortung der Verhältnisprävention durch Schaffung gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen, z.B. durch Führungsverhalten, effektive Zusammenarbeit sowie optimale Verhältnisse in der Arbeitsorganisation und am Arbeitsplatz. Gefragt ist aber auch die Verhaltensprävention jedes Mitarbeiters durch eigenverantwortliches Gesundheitsverhalten mit Bewegung, richtiger Ernährung, Stressbewältigung und Gesundheitsvorsorge. Gesundheit ist schließlich eine Gemeinschaftsaufgabe.
Umsetzung eines systematischen betrieblichen Gesundheitsmanagements
Kontinuierlicher Regel- und Verbesserungsprozess: Heute folgt das systematische BGM bei R+V einem festgelegten Regelprozess. Fundierte personalwirtschaftliche Kennzahlen sowie Gesundheitsdaten des BKK-Bundesverbands und Statistiken der Bereiche liefern die Daten für den jährlichen Gesundheitsbericht, der im dritten Quartal dem so genannten Entscheiderkreis vorgelegt wird. Anhand von Daten zu Fehlzeiten und häufigsten Krankheitsarten, Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung zu gesundheitsrelevanten Themen (3-Jahres-Rhythmus), Ergebnissen aus Arbeitsbegehungen sowie Evaluationen aus allen BGM-Bereichen erfolgt die Festlegung der Handlungsfelder. Ein Jahresmotto und vielfältige Aktionen, wie jährliche Gesundheitstage werden bedarfsorientiert geplant und umgesetzt.
Personelle und wirtschaftliche Ressourcen: Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung des BGM waren die Freigabe der finanziellen Budgetierung sowie die Einführung von zwei zentralen, im Personal angesiedelten Beraterstellen BGM für den Innen- und Außendienst. Gemeinsam mit dem Abteilungsleiter Personalentwicklung (Leiter des Steuerkreises BGM) verantworten sie das BGM und koordinieren und realisieren in enger Zusammenarbeit mit dem Steuerkreis. Die eingeführten Gremien des Steuer- und Entscheiderkreises verschaffen dem Thema den notwendigen Stellenwert im Unternehmen.
Internes Marketing: Von zentraler Bedeutung sind zudem eine gute Kommunikation und leichte Informationsbeschaffung. R+V hat hier besonderen Wert auf die Entwicklung einer starken BGM-Marke mit eigenem Logo gelegt, damit die Mitarbeiter sofort erkennen, wo BGM drin steckt. Ausführliche Broschüren, Flyer zur Bewerbung von Maßnahmen und ein informativer Intranet Auftritt runden die Kommunikationsstrategie ab.
Vertrieb und dezentrale Standorte: Eine besondere Herausforderung ist das Gesundheitsmanagement für den Vertrieb und die dezentralen Innendienststandorte. Bundesweit 44 BGM-Koordinatoren organisieren in enger Zusammenarbeit mit dem zentralen Gesundheitsmanagement Gesundheitstage, Aktionen, Kurse, Vorträge und vieles mehr. Fitnessangebote gibt es in allen großen Standorten und zusätzlich ein „Online Fitness Studio“ für die Außendienstmitarbeiter.
Bereiche und Instrumente des BGM
Schlüssel für den Erfolg ist insbesondere die Integration von Einzelmaßnahmen in ein ganzheitliches BGM. Diese immense Koordinationsleistung gelingt nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Deswegen arbeiten die Verantwortlichen der verschiedenen Bereiche in enger Abstimmung im Steuerkreis und in der täglichen Arbeit zusammen, so dass für die Mitarbeiter ein verzahntes und zielorientiertes Angebot gewährleistet ist.
Personal bietet im Rahmen des BGM Beratung und Betreuung rund um alle Personalthemen mit besonderem Blick auf Gesundheit, Wohlbefinden und Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Im Zentrum stehen Instrumente zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, z.B. durch Eltern-Kind-Büros, Freistellung für die Pflege Angehöriger. Geraten Mitarbeiter durch schwierige Ereignisse in finanzielle Not, bietet eine betriebsnahe Unterstützungskasse einmalige Beihilfen, Darlehen und andere Hilfeleistungen.
Im Zentrum der Aktivitäten der Personalentwicklung steht die Einbindung der Führungskräfte als oberstes Prinzip für ein erfolgreiches BGM: Diese werden zu gesundheitsrelevanten Themen wie dem Aufbau einer eigenen Gesundheitskompetenz und gesundem Führungsverhalten geschult. Für Auszubildende wurde ein mehrstufiges Programm entwickelt, um diese möglichst früh für das Thema Gesundheit im Berufsalltag zu sensibilisieren.
Der Betriebsrat sowie die Schwerbehindertenvertretung sind in allen Arbeitskreisen involviert. Sie sind in die Erarbeitung der Konzepte eingebunden. Durch die enge Einbindung der Betriebsratsgremien wird die Perspektive der Belegschaft kontinuierlich integriert.
Die Sozialberatung mit dem Sozialhelfernetzwerk an den Standorten dient als erste Anlaufstelle für Mitarbeiter in persönlich oder beruflich schwierigen Lebenssituationen. Nach einer Situationsanalyse folgt die Beratung und Begleitung rund um psychosoziale Themen wie Work-Life-Balance, wirtschaftliche Notlagen, Stress und Konflikte am Arbeitsplatz bis hin zur Begleitung bei der Wiedereingliederung.
Die Lebenslagenhotline durch HumanProtect Consulting GmbH, eine Tochter der R+V, ist Spezialist im Umgang mit akuten psychischen Krisensituationen, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Die anonyme telefonische Kurzzeitberatung durch Psychotherapeuten und Psychologen bietet eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung. So gelingt es, durch Frühintervention der Entwicklung psychischer Erkrankungen entgegenzuwirken, bei vorliegenden psychischen Störungen eine adäquate Behandlung einzuleiten und schließlich zum Erhalt bzw. zur Wiederherstellung von Lebensqualität beizutragen.
Präventionskurse, ein unternehmenseigenes Fitnesszentrum und Betriebssport bieten den Mitarbeitern effektive Präventionsmaßnahmen zu den Themen Entspannung, Ernährung und Bewegung. Zudem fördert R+V an allen Standorten Betriebssport- und Interessengruppen zur Gesundhaltung der Mitarbeiter und Förderung der Gemeinschaft. Ein unternehmenseigenes Fitnesszentrum am Standort Wiesbaden sowie weitere Fitnesskooperationen runden das Angebot ab.
Ernährung am Arbeitsplatz: Ziel der gastronomischen Versorgung bei R+V ist die Gesund- und Leistungserhaltung der Mitarbeiter durch eine ausgewogene und vollwertige Ernährung am Arbeitsplatz. Die Umsetzung erfolgt anhand eines hohen Qualitätsangebots gemäß den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und des LSG Hygiene Institutes-TÜV SÜD. Für den Außendienst stehen ein Ernährungsleitfaden sowie ein Online-Ernährungskurs zur Verfügung.
Arbeitssicherheit und -medizin (ASIMED): Ob Arbeitsplatzbegehungen, anlassbezogene Beratung, betriebsärztliche Sprechstunden, Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen – die Abteilung ASIMED gewährleistet eine professionelle betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreuung sowie die Einhaltung der gesetzlichen Standards.