Neuausrichtung zu einem integrierten Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement (iAGM)

  • Unternehmen
    VGH Versicherungen
    Beschäftigte
    ca. 2.000 Mitarbeiter
    Ansprechpartner/-in
    Ralf Berg

Beginn und Dauer des Projekts

Januar 2012 bis August 2012.

Der Vorstand gab Ende 2011 den Auftrag für das Projekt zur Neuausrichtung des Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagements.

Hintergrund

Lange Zeit fokussierten sich Maßnahmen zum Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement in vielen Unternehmen auf Einzelaktionen, die nur bedingt aufeinander abgestimmt und wenig nachhaltig waren. Doch seit einigen Jahren wandelt sich das Bild:

Zum einen erfordert der demografische Wandel einen veränderten Blick auf die Gesundheit der Mitarbeiter. So sind verstärkt präventive Maßnahmen am Arbeitsplatz notwendig, um die Arbeitsfähigkeit und Leistungsbereitschaft zu erhalten. Daneben spielen im Wettbewerb um qualifizierte und engagierte Mitarbeiter motivierende Arbeitsbedingungen und Angebote zur Gesundheitsförderung eine immer wichtigere Rolle.

Zum anderen nimmt die Komplexität der Arbeit, die Informations- und Leistungsverdichtung und die Erwartung an Verfügbarkeit und Erreichbarkeit deutlich zu. Immer häufiger fühlen sich Beschäftigte mit diesen Entwicklungen überfordert. Der starke Anstieg psychischer Belastungen und Erkrankungen sowie deren Folgekosten werden in diesen Zusammenhang gestellt. Allein im Jahr 2011 bildeten psychische Störungen mit 37% die Hauptursache für Frühverrentungen.

Studien zu professionell aufgelegten Programmen zu Arbeitsschutz und Gesundheit belegen immer mehr deren finanzielle Rentabilität. Das Thema Mitarbeitergesundheit ist mehr denn je Kosten- und Produktivitätsfaktor für erfolgreiche und zukunftsorientierte Unternehmen.

Damit rücken die Führungskräfte als Akteure zu Arbeitsschutz und Gesundheit immer mehr in den Fokus. Sie nehmen für die Gestaltung der Arbeit, der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsklimas eine Schlüsselstellung ein. Nicht zuletzt ist ihr eigenes Verhalten ein zentraler Faktor für Gesundheit, Motivation und Produktivität.

Mit der Initiierung des Projekts wurden folgende Ziele verfolgt:

  • Schaffung von Rechtssicherheit zu den bestehenden Vorgaben aus der Arbeitsschutz- und Sozialgesetzgebung, insbesondere hinsichtlich der geforderten Beurteilung der Arbeitsbedingungen (Gefährdungsbeurteilung und Unterweisungsverfahren) und des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).
  • Bündelung der Aktivitäten zu Arbeitsschutz und Gesundheit unter einem konzeptionellen Dach und integrierte Steuerung aus einer Hand.
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen, insbesondere hinsichtlich der räumlichen Gegebenheiten wie Raumklima oder Raumakustik.
  • Proaktiver Umgang mit den seitens der Belegschaft in der Mitarbeiterbefragung genannten Stress auslösenden bzw. gesundheitlich belastenden Faktoren. Dies soll insbesondere mit der systematischen Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen erreicht werden.
  • Stärkere Information und Beratung der Führungskräfte in Bezug auf den richtigen Umgang mit Auffälligkeiten im Arbeits- und Leistungsverhalten ihrer Mitarbeiter, insbesondere hinsichtlich psychisch belasteter Mitarbeiter.

Projektpartner

Das Konzept zur Neuausrichtung des integrierten Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagements wurde in Abstimmung mit den Beteiligten im Hause und unter wissenschaftlicher Begleitung des Instituts für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft der Leibniz Universität Hannover entwickelt.

Konzeptansatz

Es soll ein effizienter Rahmen geschaffen werden für den gesetzlich vorgegebenen und präventiven Arbeitsschutz und die Bewältigung der Herausforderungen des heutigen Gefährdungsspektrums im Bereich psychischer Belastungen und Erkrankungen.

In den Vordergrund rückt dabei die Erweiterung der Gesundheitskompetenz in allen Bereichen, insbesondere bei den Führungskräften, und die Erhaltung und Förderung der Mitarbeitergesundheit und Arbeitsbewältigung durch gesunde Arbeitsplätze, motivierende Arbeitsbedingungen sowie durch Prävention, Beratung und Gesundheitsförderung.

Es geht um die Entwicklung von persönlichen und organisatorischen Gesundheitspotenzialen, also um die Stärkung solcher Faktoren, die wesentlich zur Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beitragen.

Das integrierte Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement setzt Impulse für gesunde Arbeitsbedingungen und achtsame Fühungskultur und bindet sich in den laufenden Leitbildprozess und in die strategische Weiterentwicklung der Organisation ein.

Die bisherigen Aktivitäten in den Bereichen Arbeitsschutz und Ergonomie, Prävention und Beratung, Gesundheitsförderung, Personalbetreuung und -entwicklung wurden erhoben und ausgewertet. Hieraus wurde ein zukunftsorientiertes und optimal auf die vorhandenen Bedingungen zugeschnittenes Konzept entwickelt. Darin wird eine fachliche Bündelung der bestehenden Aktivitäten in Handlungsbereiche vorgenommen. Diese bilden den Rahmen für die inhaltliche und strukturelle Neuausrichtung des Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagements:

VGH BGM-Konzept

Für eine möglichst erfolgreiche Neuausrichtung sind seitens des Vorstands folgende Rahmenbedingungen bestärkt worden:

  • Die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern, ist im Leitbild verankert.

  • Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter sind eine Säule der Unternehmenskultur, sowie die Grundlage für den Unternehmenserfolg.

  • Gesundheitsorientierte Führung gehört zu den Führungsgrundsätzen. Das iAGM hat den Auftrag, die Führungskräfte als Akteure für das iAGM zu gewinnen und sie in ihrer Rolle zu unterstützen.

  • Das iAGM dient der Umsetzung des gesetzlichen Auftrags, Arbeit und Arbeitsbedingungen gesund zu gestalten und zum Erhalt der Gesundheit beizutragen.

  • Zum 1.3.2013 wurde für das iAGM eine unabhängige Stabsfunktion eingerichtet. Sie stellt die Vernetzung zu allen Beteiligten her und ist Ansprechpartner in Fragen zu Arbeitsschutz und Gesundheit.

Aus dem Gesamtkonzept heraus wurde eine Mittelfristplanung zur Einführung bzw. Umsetzung erstellt und entsprechende Aktivitäten und Maßnahmen eingeleitet.

Ergänzend wurde die vorhandene Rahmen-Dienstvereinbarung über Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern zu einer Rahmen-Dienstvereinbarung Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement weiterentwickelt.

Im Laufe des Jahres 2013 wurde ein eigenes Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern entwickelt und seit November 2013 pilotiert. Die Pilotphase endet voraussichtlich Ende März 2014. Aktuell wird mit allen Beteiligten im Hause ein systematisches BEM-Verfahren erarbeitet.