Der AGV im Netzwerk der Verbände

1950 haben die Gründungsväter (es gab damals nur „Väter“) des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) eine kluge Entscheidung getroffen: ein bundesweiter Arbeitgeberverband für die gesamte deutsche Versicherungswirtschaft, für alle drei Sparten (Schaden/Unfall, Leben, Kranken), offen für alle drei Rechtsformen (Aktiengesellschaften, Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, öffentliche Versicherer), mit nur einem Flächentarifvertrag, keine regionalen Untergliederungen.

Das war keine Selbstverständlichkeit! Im Bankensektor beispielsweise gibt es bis zum heutigen Tage vier (!) eigene Tarifverträge: einer für das private Bankgewerbe, einer für die Volks- und Raiffeisenbanken, einer für die öffentlichen Banken und einer für die Sparkassen.

Der 1950 gegründete Arbeitgeberverband für das private Versicherungsgewerbe mit nur einem Tarifbezirk für das ganze Bundesgebiet war und ist ein großer Erfolg: über 90 Prozent Tarifbindung! Heißt: Über 90 Prozent der Versicherungsangestellten in Deutschland sind bei Unternehmen beschäftigt, die tarifgebundenes Mitglied des AGV sind. Und die restlichen knapp 10 Prozent haben keine „Dumping-Arbeitsbedingungen“. Ihre Arbeitgeber  wenden die Tarifverträge des privaten Versicherungsgewerbes zwar nur partiell an, liegen aber „in Summe“ meistens „auf Tarifniveau“. Damit dürfte der AGV in „seiner“ Branche über die höchste Bindungskraft aller Arbeitgeberverbände in Deutschland verfügen!

Der AGV ist also der sozialpolitische und tarifpolitische Arbeitgeberverband der deutschen Versicherungswirtschaft. Unsere wichtigsten Aufgaben sind das Verhandeln und Abschließen von Tarifverträgen mit den Gewerkschaften – Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Deutscher Bankangestellten-Verband (DBV). Darüber hinaus sind wir in unserer Branche für alles zuständig, was mit dem „Faktor Arbeit“ zu tun hat.

AGV und BDA

Der AGV geht mit sozialpolitischen Forderungen selten unmittelbar auf die Politik zu, sondern wirkt gemeinsam mit allen anderen Arbeitgeberverbänden über die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) auf den Gesetzgeber ein. Die BDA ist ein Zusammenschluss von 14 fachlichen Landesvereinigungen und 47 Bundesfachspitzen-verbänden. Einer dieser 47 Bundesfachspitzenverbänden ist der AGV – und ein einflussreicher. Nicht nur, dass der AGV schon bei der Gründung der BDA „dabei“ war (Gründung des AGV: Oktober 1950 / Gründung der BDA: November 1950), AGV-Vorsitzender Andreas Eurich ist einer der Vizepräsidenten der BDA. Die BDA kann für sich in Anspruch nehmen, Unternehmen zu repräsentieren, die 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland beschäftigen – ein beachtlicher Wert, wenn man berücksichtigt, dass der größte Arbeitgeber in Deutschland, die öffentliche Hand, keinem Arbeitgeberverband angehört.

AGV und GDV/PKV-Verband

Der AGV vertritt die in Deutschland tätigen Versicherer in ihrer Funktion als Arbeitgeber, und dies umfassend, beispielsweise in der sozialen Selbstverwaltung und in der Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit. Die wirtschaftspolitischen Interessen der Branche werden vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und vom Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) vertreten. Der AGV arbeitet mit beiden Verbänden nicht nur intensiv zusammen, sondern es besteht eine enge personelle Verzahnung: So ist der jeweilige AGV-Vorsitzende geborenes Mitglied des GDV-Präsidiums (und der amtierende AGV-Vorsitzende Andreas Eurich ist aktuell zudem stellvertretender Vorsitzender des PKV-Verbandes), der amtierende PKV-Vorsitzende Thomas Brahm ist aktuell gewähltes Mitglied des AGV-Vorstandes.

AGV und Insurance Europe

Der AGV ist nicht Mitglied von Insurance Europe, des Dachverbandes der nationalen Verbände der Versicherungsunternehmen Europas, „für Deutschland“ ist der GDV Mitglied. Im Bereich der Sozialpolitik nimmt allerdings der AGV das Mandat des GDV bei Insurance Europe wahr. So ist der stellvertretende AGV-Hauptgeschäftsführer Sebastian Hopfner Vorsitzender der Social Dialogue Platform von Insurance Europe und alternierender Vorsitzender des von der Europäischen Kommission gebildeten Insurance Sectoral Social Dialogue Committees.

AGV und Landesvereinigungen

In jedem Bundesland existiert eine Landesvereinigung der regionalen Arbeitgeber- und meist auch Wirtschaftsverbände. Der AGV ist Mitglied all dieser Landesvereinigungen. Da er seinen Sitz in München hat, ist er in der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) besonders präsent. Nahezu jedem obersten Führungsgremium dieser Landevereinigungen (Vorstand oder Präsidium) gehört auf Vorschlag des AGV ein Vorstandsmitglied eines deutschen Versicherungsunternehmens an, in Bayern sogar zwei: Klaus-Peter Röhler, Deutschlandchef der Allianz, und Markus Rieß, CEO der ERGO und Vorstandsmitglied der Munich Re.