7. AGV-Gesundheitsforum

Gesund durch bewegte Zeiten

Im November 2022 fand bereits das 7. AGV-Gesundheitsforum statt, das vom AGV-Geschäftsführer Dr. Michael Gold und AGV-Volkswirtin Julia Blank moderiert wurde. Zum dritten Mal in Folge wurde rein virtuell getagt. Über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung des AGV. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr das Thema psychische Gesundheit der Beschäftigten.

Inspiration für die BGM-Arbeit im eigenen Haus boten diese zwei Good Practice Beispiele:

  • Interessierte Selbstgefährdung und Entgrenzung
  • Psychische Gefährdungsbeurteilung

Interessierte Selbstgefährdung und Entgrenzung

Bei interessierter Selbstgefährdung sehen Beschäftigte aus Eigeninteresse am beruflichen Erfolg wissentlich dabei zu, wie ihr eigenes Arbeitsverhalten die persönliche Gesundheit gefährdet. Sie gehen freiwillig und oftmals unbewusst über ihre Belastungsgrenzen hinaus, da ihnen ihre Arbeit Spaß macht und sie extrem motiviert sind. Der damit verbundene zunächst als positiv empfundene Stress kann in einem schleichendem Prozess umschlagen.

Andrea Burchert, aus dem Bereich Health and Safety bei der AXA, diskutierte einführend die betrieblichen Maßnahmen, die ihr Haus in der Vergangenheit genutzt hat, um psychischer Fehlbelastung entgegenzusteuern. Dabei standen unternehmensweite, allgemeine Schulungen im Vordergrund. Die Krux an diesem Vorgehen ist, dass die Zielgruppe an solchen Schulungen nicht teilnimmt, weil sie sich dem Thema nicht bewusst ist. Deshalb wurde spezielles Coaching mit Fokus auf psychische Fehlbelastung in bereits bestehende BGM-Angebote integriert. Das Intranet wurde beispielsweise um die Seite #WieGehtsDir erweitert, die Informationen, Tipps und Angebote rund um Resilienz bietet. Aktuell wird das „AXA Lotsenkonzept“ aufgebaut. Die Lotsen sind „Ersthelfer“ für die Seele, die überall im Unternehmen platziert werden. Sie haben keine therapeutische Ausbildung, sondern identifizieren Betroffene, sprechen sie an, dienen als Ansprechpartner und vermitteln Hilfsangebote. Die „AXA-Lotsen“ werden intern ausgebildet. Das heißt zum Beispiel, dass die Betriebsärztin den „AXA Lotsen“ Wissen zu möglichen Symptomen der Krankheiten vermittelt.

Psychische Gefährdungsbeurteilung

Die Gesundheit in der Allianz Belegschaft werde mittles diverser Indizes und KPIs ganzheitlich gemessen, berichtet Julia Banzhaf-Strathmann, Betriebsärztin der Allianz. Das BGM-Team beobachtet die Kennzahlen regelmäßig und leitet entsprechende Maßnahmen ab. Für deren Übersetzung in die Belegschaft wurden deutschlandweit über 100 Gesundheitsbeauftragte auf Gruppenebene etabliert, die die Kollegen zum Thema Gesundheit sensibilisieren. Das zentrale BGM-Team hat so Multiplikatoren vor Ort installiert, um die BGM-Angebote voranzutreiben.

In 2022 wurde die psychische Gefährdungsbeurteilung (PGB) neu aufgebaut. Die PGB wurde in den jährlichen Zyklus der Mitarbeiterbefragung integriert. Der Prozess vollständig digital abläuft und umfangreiches Reporting möglich ist. Der klar definierte, transparente Prozess dieser PGB mündet in verbindlichen, vordefinierten Folgemaßnahmen: Auffällige Einheiten durchlaufen verpflichtend eine vertiefte Analyse der Umfrageergebnisse, Ursachenbestimmung und individuelle Folgemaßnahmen mit externer Unterstützung und Coaching. Die Maßnahmen finden eine hohe Akzeptanz bei den Beschäftigten. Ein Vorteil der neuen PGB ist die Fokusverschiebung von Verhaltensprävention zu mehr Verhältnisprävention, die Arbeitsumgebung, -inhalte und -organisation berücksichtigt.

Am Puls der Beschäftigten

Aus der Unternehmensperspektive lässt sich der Gesundheitszustand anhand der Fehlzeitenquote der Beschäftigten messen. In der Historie der Fehlzeiten ist seit über 20 Jahren ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten, der mit dem Ausbruch der Pandemie unterbrochen wurde. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 sind die Fehlzeiten im Vergleich zu den Vorjahren signifikant gesunken. Wie sich die Pandemie und die damit verbundene Transformation der Arbeitswelt auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirkt, zeigen die Ergebnisse der seit 2017 jährlich durchgeführten Befragung bei den Beschäftigten der Versicherungswirtschaft. Laut Selbsteinschätzung der Mitarbeiter ist die Gesundheit auf einem sehr hohen Niveau. Die Bemühungen des Arbeitgebers zum Wohlergehen der Beschäftigten werden von vielen Mitarbeitenden sehr positiv wahrgenommen.

Das Vernetzen mit Kollegen und der persönliche Austausch stehen traditionell im Mittelpunkt des Forums. Im digitalen Format war das in virtuellen Kleingruppen möglich. Folgende Statements haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ihren Kleingruppen mitgenommen und mit dem Plenum geteilt:

  • Bewegte Pause virtuell bzw. hybrid durch Rückentrainer
  • Erschöpfung ist individuell
  • Entspannungseinheit mit der VR-Brille
  • Themenmonate, die durch umfangreiche Angebote mit Leben gefüllt werden
  • Mental Health First Aiders als neues Unterstützungsangebot
  • Annahme der BGM Präsenzangebote ist stark zurückgegangen
  • Gespräche zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) geben gute Orientierung hinsichtlich des „Erschöpfungszustandes“
    der Belegschaft