Zweite Frauen-Führungskräftetagung der Deutschen Assekuranz in Köln

Networking, Change und Leadership waren die Top-Themen der zweiten Frauen-Führungskräftetagung, die am 8. Oktober 2014 in Köln stattgefunden hat. 150 weibliche Führungskräfte aus der Branche trafen sich bereits zum zweiten Mal, um sich unternehmensübergreifend zu vernetzen und auszutauschen.

Dass das Thema „Frauen in Führung“ nicht nur aktuell ist, sondern weiterhin Diskussions- und Handlungsbedarf besteht, verdeutlichte die einführende Präsentation von Betina Kirsch, Geschäftsführerin des AGV, die aktuelle Zahlen aus der Branche vorstellte. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Innendienst habe sich seit dem Jahr 2000 gerade einmal um 3,6 Prozent auf 24,8 Prozent erhöht. In den Vorständen seien nur 8,6 Prozent weiblich. Und das, obwohl Frauen mit knapp 48 Prozent fast die Hälfte der Gesamtbelegschaft in der Versicherungsbranche ausmachten. Eine der größten Karrierehürden stelle nach wie vor der extrem hohe Anteil von Frauen dar, die in Teilzeit arbeiten – immerhin fast 40 Prozent der Innendienstmitarbeiterinnen. Da jedoch 97 Prozent der Führungskräfte eine Vollzeitstelle innehaben würden, zeige sich, das Führen in Teilzeit nach wie vor die absolute Ausnahme sei.

Dr. Magda Bleckmann, Networking-Expertin und ehemalige österreichische Spitzenpolitikerin, brachte den Teilnehmerinnen die Grundzüge und Feinheiten des erfolgreichen Netzwerkens näher. „Aufrichtige Wertschätzung“, so Bleckmann, „ist die Grundlage einer jeden erfolgreichen Kontaktaufnahme.“ Wichtig sei außerdem, dass man beim Netzwerken stets auf eine Balance von Geben und Nehmen achtet und seine Netzwerkpartner nicht nur dann anspricht, wenn man etwas von ihnen braucht. Nicht immer würde man genau von demjenigen etwas zurückbekommen, dem man selbst geholfen hat, dafür aber häufig völlig unvermutet von ganz anderen Personen.

Im zweiten Keynote-Vortrag beanspruchte Sabine Asgodom nicht nur die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen, sondern auch deren Lachmuskeln. Denn Humor, so die erfahrene Management-Trainerin und Beraterin, sollte eine viel größere Rolle spielen und im Zusammenspiel zwischen Männern und Frauen auch strategisch eingesetzt werden.

Hier, wie auch in ihrem anschließenden Workshop, kam sie immer wieder auf das Thema „Visibility“ zu sprechen. Frauen, so Asgodom, müssten endlich aufhören, sich klein zu machen. Vielmehr sollten sie sich Präsenz verschaffen und sich nach dem Prinzip der Selbst-PR positionieren, profilieren, präsentieren und schließlich davon profitieren.

Gelegenheit, ihr Wissen zu vertiefen, hatten die Teilnehmerinnen auch in den Workshops von Prof. Dr. Gabriele Zimmermann und Kinga Janisch. Zimmermann, Professorin am Institut für Versicherungswesen der Fachhochschule Köln, beleuchtete in ihrem Workshop Leadership Qualitäten und die Anforderungen an die erfolgreiche Versicherungsmanagerin der Zukunft. Janisch, Leiterin Personalentwicklung und -marketing bei den VPV Versicherungen, diskutierte mit ihrer Gruppe die provokante, aber auch berechtigte Frage: „Ist Führung noch in?“

Erfahrungen aus erster Hand, sowohl was Führung als auch die Karriereplanung angeht, wurden zum Abschluss der Tagung auf dem Podium diskutiert. Einblicke gewährten Dr. Kerstin Bartels, Bereichsleiterin der Unternehmenskommunikation bei der Generali Versicherung, Manfred Engelking, Personalvorstand des AXA Konzerns, Dr. Elisabeth Denison, Chief Strategy Officer bei Deloitte, Dr. Karsten Eichmann, Vorstandsvorsitzender des Gothaer Konzerns und Prof. Dr. Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München. Wie unterschiedlich Karrieren verlaufen können, und dass sie zwar strategisch zu verfolgen, aber nur bedingt planbar sind, machten die verschiedenen beruflichen Werdegänge der Diskutanten deutlich. Doch in einigen Punkten waren sich alle einig: Zum einen, dass ohne fachliche Kompetenz Führung unmöglich ist, dass gleichzeitig aber auch Beharrlichkeit und eine gewisse Frusttoleranz auf dem Weg nach ganz oben notwendig sind. Und schließlich spielt das Unternehmen selbst eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wenn man merkt, dass die Unternehmenskultur nicht zu einem passt, die Botschaften, die gesendet werden, an den eigenen Idealen vorbei gehen oder Seniorität und Status mehr zählen als gute Ideen, dann sollte man unter Umständen auch über einen Wechsel nachdenken, anstatt sich selbst immer mehr zu verbiegen.