Sitzung des Branchenbeirats am 5. Dezember 2022

Im Baltikum sind neun von zehn Versicherungsvermittlern Frauen

„Frauen im Vertrieb“ und „Agile Transformation“ waren die zentralen Themen der virtuellen Sitzung des AGV-Branchenbeirats „Women in Leadership & Culture“.

Der Versicherungsvertrieb muss genauso divers sein wie die Kundinnen und Kunden. Allerdings ist dies zurzeit noch nicht der Fall, dies verdeutlichten Ursula Clara Deschka und Annelie Wolfertz, ERGO Deutschland AG, anhand von eindrucksvollen Branchenzahlen: Während bei den Innendienstmitarbeitern der Frauenanteil über 50 % beträgt, liegt dieser im angestellten Außendienst bei lediglich rund einem Viertel. Viele Frauen hätten immer noch Vorbehalte, eine Karriere im Vertrieb zu starten. Dabei würden gerade im Vertrieb Kompetenzen gefordert, die insbesondere Frauen mitbrächten. 2019 habe die ERGO das Projekt „Frauen im Vertrieb“ gestartet – mit der übergreifenden Zielsetzung, den Frauenanteil im ERGO Vertrieb deutlich zu steigern. Das Projekt beinhaltet drei zentrale Säulen: Die erste ist das Thema Selbstständigkeit. Dabei geht es vorrangig um Rekrutierung. Die zweite Säule ist die tägliche Arbeit. Gibt es die Möglichkeit für Teilzeit oder Jobsharing? Wie flexibel kann ich arbeiten? Wie sieht das Karrieremodell aus? Und die dritte ist das Thema Kultur und Reputation. Ursula Clara Deschka betonte, dass es vor allem auf das Mindset ankomme. Im Baltikum beispielsweise ist der Beruf Versicherungsvermittler weiblich dominiert – der Frauenanteil bei der ERGO beträgt dort rund 90 Prozent!

Von den kulturellen Erfahrungen bei der „Agilen Transformation bei SIGNAL IDUNA“ berichtete Clemens Vatter. In den vergangenen Jahren habe die SIGNAL IDUNA anhand des Strategieplans „Vision 2023“ verschiedene Bereiche auf agile Arbeitsabläufe umgestellt. Zunächst wurden rund 250 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens aus ihren bisherigen Aufgaben herausgenommen, am Ende wirkten rund 1.000 Mitarbeiter in sog. Delivery Units, bestehend aus Squads, Tribes und Chaptern, mit. Statt Projekte bis ins Detail von oben vorzugeben und durchzuplanen, sollen kleine Teams, besetzt mit unterschiedlichen Experten, in kleinen Schritten, dafür aber kreativer und schneller zum Ziel kommen – wie Mini-Start-ups. Clemens Vatter brachte folgende Learnings:

  • Große Sogwirkung durch die agile Transformation sowohl auf interne als auch auf externe Talente.
  • Externe Talente, für die das Unternehmen zuvor nicht attraktiv gewesen wäre, haben sich nach der Agilisierung beworben.
  • Alte Silos wurden aufgebrochen, es drohen sich jedoch neue Silos zu bilden.
  • Insgesamt gibt es jetzt mehr Du‘s und weniger Krawatten.

Ursula Clara Deschka übergab am Ende der Sitzung den Vorsitz des Branchenbeirats an Ulrike Zeiler, Mitglied des Vorstandes der Allianz Versicherungs-AG, da Frau Deschka ins Baltikum wechselt und Chief Executive Officer der dortigen ERGO-Gesellschaften wird.