Sitzung des Branchenbeirats am 11. Juli 2018

Teilzeit ist immer noch Karrierekiller

Der im Jahr 2013 ins Leben gerufene AGV-Branchenbeirat „Frauen in Führung“ unter Vorsitz von Sarah Rössler, HUK-COBURG, fördert die Erhöhung des Frauenanteils im Management der Versicherungsbranche.

Zu Beginn der diesjährigen Zusammenkunft stellte AGV-Geschäftsführerin Betina Kirsch die aktuellen Branchenzahlen vor: Obwohl Gender Diversity seit langem im Scheinwerferlicht von Presse und Politik stehe, habe sich in der Versicherungswirtschaft der Frauenanteil in Führung in den letzten fünf Jahren gerade einmal von 24,5 auf 27,3 % erhöht. Die hohe Teilzeitquote von Frauen sei wohl einer der Hauptkarrierekiller für Frauen. 42 % aller Frauen im Innendienst arbeiten im Schnitt Teilzeit (drei Tage pro Woche). „Führen in Teilzeit“ sei mit einer Inanspruchnahmequote von 4,9 % weiterhin eine Randerscheinung in der Branche.

Versicherer setzen sich ambitionierte Managerinnen-Zielquoten

Die von den Unternehmen nun aufgrund gesetzlicher Verpflichtung festzulegenden Zielgrößen in den Lageberichten lassen jedoch hoffen:

Die Generali will ihren Frauenanteil im Vorstand bis 30. Juni 2022 auf 30 % erhöhen. Die Allianz Deutschland AG hat sich bereits bis 31. Dezember 2018 auf der Führungsebene unterhalb des Vorstandes die Zielmarke 33 % gesetzt. Auf der zweiten Führungsebene verfolgt die AXA mit 35 % das ambitionierteste Ziel.

Munich Re stellt ihr Gender Diversity-Konzept vor

Tanja Steidle, Head of HR Consulting der Munich Re (MR), stellte der Runde die „Roadmap Gender Diversity 2018“ ihres Unternehmens vor. Die interessantesten Erkenntnisse bzw. Ziele:

  • Der Teilzeitwunsch ist bei Frauen besonders ausgeprägt, auch dann, wenn sie keine Kinder haben. 46 % der weiblichen Mitarbeiter der MR arbeiten in Teilzeit (bei Männern: nur sechs %).
  • Immer noch gebe es die Tendenz „einmal Teilzeit, immer Teilzeit“, vor allem bei Mitarbeitern mit Teilzeitgraden unter 70 %. Deshalb sind Maßnahmen wichtig, die Frauen im Rahmen von Eltern- und Teilzeit in ihrer individuellen Karriereentwicklung gezielt unterstützen – hierfür hat die MR in 2018 ein neues Angebot eingeführt: „Individuelles Coaching vor Auszeiten – so kann ein erfolgreicher Wiedereinstieg gelingen.“
  • Führung in Teilzeit ist möglich, allerdings ist dauerhafte Führung bei Teilzeit von unter 80 % bei „Executive-Funktionen“ nur schwer umsetzbar.
  • Weiterhin sind nur 25 % der Bewerbungen auf Führungsfunktionen weiblich. Deshalb hat sich die MR das Ziel gesetzt, dass in jedem Auswahlverfahren mindestens eine Frau beteiligt sein müsse, ggf. auch durch aktive Ansprache. Ferner müssen Auswahlgremien divers besetzt sein.
  • Frauen bewerben sich bevorzugt dorthin, wo es bereits „mehr Frauen“ gibt. Vorbilder schaffen Nachahmung.
  • Der Erfolg aktiver Frauenförderung hängt entscheidend vom „Wahrnehmbarkeitslevel“ des Themas und Commitment des Top-Managements ab. Regelmäßige und fokussierte Kommunikation verbunden mit konkreten Maßnahmen entfalten die größte Wirkung. Ziel: Bis 2020 sollen 25 % der Führungsfunktionen von MR in Deutschland mit Frauen besetzt sein.